Loya Jirga 2013 – die Fakten
Nach vier Tagen ist die Loya Jirga zu
Ende gegangen - was hat sie gebracht?
Zu erst springen der über viertürige Quasi-Stillstand der
Hauptstadt und deren Peripherie sowie der erhebliche sicherheitstechnische und
der überaus große logistische Aufwand ins Auge.
Dann, für ein bettelarmes Land, das sich nicht selbst
versorgen kann und wie ein ungeborener Säugling nur über die Nabelschnur der
internationalen „Mutter“ zum Leben befähigt wird, die riesigen Kosten.
Nach Presseberichten (hier z.B. aus „Sobhe Afghanistan“ vom 23.11.2013) hat es sich
das Land geleistet, jedem Teilnehmer dieser archaischen Veranstaltung 200.000,-
Afghani alleine für ihre Teilnahme auszuzahlen – das entspricht einem Betrag
von rund 2.500,- € pro Kopf! Das heißt, dass bei einem angenommenen 10-Stunden
Tag der Veranstaltung deren Tätigkeit oder Anwesenheit mit über 60,- € pro
Stunde vergolten wurden – ein für einen Afghanen ohne Privilegien und ohne
Begünstigung unermesslich hoher Betrag, für die über 12 Millionen Afghanen
unterhalb der Armutsgrenze in Hunger und, gerade jetzt, in großer Kälte
hingegen sogar ein Schlag ins Gesicht.
Wenn man sich die Kriterien für die Zusammensetzung dieser
Loya Jirga anschaut, also für die Auswahl der Teilnehmer, sucht man zuerst nach
Kriterien hinsichtlich Qualifikation und Expertise. Leider aber vergeblich –
weder demokratische Prozesse noch repräsentative Merkmale fanden
Berücksichtigung: 34 Bürgermeister haben die Teilnehmer ausgewählt und
bestimmt! Haben sie dabei für diese, so Hamid Karzai, für Afghanistan so
schicksalsträchtige Veranstaltung die Teilnehmerauswahl einfach so „aus dem
Bauch“ getroffen? Oder besondere „Günstlinge“ lukrativ bedacht? Wurden nur Gefügige erwählt, die nach dem
Taktstock des Präsidenten artig auftanzen? Ein gerüttelt Maß an Skepsis bleibt
und wird immer als weiterer Makel an dieser Veranstaltung kleben bleiben
Die Teilnehmer haben sich in
klarer Mehrheit für einen Abkommen mit den
USA entschlossen.
Präsident Hamed Karzai besteht darauf das Abkommen für
nichtig zu erklären, wenn US-Kräfte weiterhin afghanische Häuser im Lande durchsuchen.
Er weist in seinem Abschlußstatement darauf hin, dass man zur
Verhinderung einer Teilung des Landes keine andere Wahl hatte als das Abkommen
zu unterzeichnen.
Der Präsident sagte weiter, dass er kurz vor der Loya Jirga im
Gespräch mit dem amerikanischen Botschafter über die Eile der USA hinsichtlich
des Abkommens gesprochen hatte. Der
Botschafter antwortete ihm, dass die bevorstehende Wahl noch in eine zweite
Runde gehen könnte und dass es dann noch über sechs Monate bis zum Wahlergebnis
dauern würde. Hamid Karzai erklärte dann in seiner Rede weiter, dass er nach
diesem Gespräch mit dem Botschafter Angst bekommen hätte. (Warum?)
Zum für die Taliban eingerichteten Büro in Quatar sagte
Präsident Karzai weiter dass er anfangs dagegen gewesen sei, aber dass die Maßnahme
für die Zukunft Afghanistan wichtig sei. Ob es eine islamisches Amarat oder eine
islamischen Präsidentschaft gibt, ist nicht wichtig - wichtig ist, dass es ein
Afghanistan gibt.
Am Rande:
Zum Ende der Loya Jirga berichteten afghanische Sicherheitskräfte,
dass sie innerhalb der letzten zehn Tage mehrere terroristische Anschlagspläne
festgestellt haben; und am Samstag vor eine Woche sind 13 Menschen durch einen
Selbstmordanschlag in Kabul ums Leben gekommen…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen