Sonntag, 24. November 2013

Loya Jirga 2013 – die Fakten


Loya Jirga 2013 – die Fakten

 


Nach vier Tagen ist die Loya Jirga zu Ende gegangen - was hat sie gebracht?
 

 Nadia Fasel

Zu erst springen der über viertürige Quasi-Stillstand der Hauptstadt und deren Peripherie sowie der erhebliche sicherheitstechnische und der überaus große logistische Aufwand ins Auge.

Dann, für ein bettelarmes Land, das sich nicht selbst versorgen kann und wie ein ungeborener Säugling nur über die Nabelschnur der internationalen „Mutter“ zum Leben befähigt wird, die riesigen Kosten.

Nach Presseberichten (hier z.B. aus  „Sobhe Afghanistan“ vom 23.11.2013) hat es sich das Land geleistet, jedem Teilnehmer dieser archaischen Veranstaltung 200.000,- Afghani alleine für ihre Teilnahme auszuzahlen – das entspricht einem Betrag von rund 2.500,- € pro Kopf! Das heißt, dass bei einem angenommenen 10-Stunden Tag der Veranstaltung deren Tätigkeit oder Anwesenheit mit über 60,- € pro Stunde vergolten wurden – ein für einen Afghanen ohne Privilegien und ohne Begünstigung unermesslich hoher Betrag, für die über 12 Millionen Afghanen unterhalb der Armutsgrenze in Hunger und, gerade jetzt, in großer Kälte hingegen sogar ein Schlag ins Gesicht.

                             

Wenn man sich die Kriterien für die Zusammensetzung dieser Loya Jirga anschaut, also für die Auswahl der Teilnehmer, sucht man zuerst nach Kriterien hinsichtlich Qualifikation und Expertise. Leider aber vergeblich – weder demokratische Prozesse noch repräsentative Merkmale fanden Berücksichtigung: 34 Bürgermeister haben die Teilnehmer ausgewählt und bestimmt! Haben sie dabei für diese, so Hamid Karzai, für Afghanistan so schicksalsträchtige Veranstaltung die Teilnehmerauswahl einfach so „aus dem Bauch“ getroffen? Oder besondere „Günstlinge“ lukrativ bedacht?  Wurden nur Gefügige erwählt, die nach dem Taktstock des Präsidenten artig auftanzen? Ein gerüttelt Maß an Skepsis bleibt und wird immer als weiterer Makel an dieser Veranstaltung kleben bleiben

 




Die Teilnehmer haben sich in klarer Mehrheit für einen Abkommen mit den  USA entschlossen.

 

Präsident Hamed Karzai besteht darauf das Abkommen für nichtig zu erklären, wenn US-Kräfte weiterhin afghanische Häuser im Lande durchsuchen.

Er weist in seinem Abschlußstatement darauf hin, dass man zur Verhinderung einer Teilung des Landes keine andere Wahl hatte als das Abkommen zu unterzeichnen.

Der Präsident sagte weiter, dass er kurz vor der Loya Jirga im Gespräch mit dem amerikanischen Botschafter über die Eile der USA hinsichtlich des Abkommens  gesprochen hatte. Der Botschafter antwortete ihm, dass die bevorstehende Wahl noch in eine zweite Runde gehen könnte und dass es dann noch über sechs Monate bis zum Wahlergebnis dauern würde. Hamid Karzai erklärte dann in seiner Rede weiter, dass er nach diesem Gespräch mit dem Botschafter Angst bekommen hätte. (Warum?)

Zum für die Taliban eingerichteten Büro in Quatar sagte Präsident Karzai weiter dass er anfangs dagegen gewesen sei, aber dass die Maßnahme für die Zukunft Afghanistan wichtig sei. Ob es eine islamisches Amarat oder eine islamischen Präsidentschaft gibt, ist nicht wichtig - wichtig ist, dass es ein Afghanistan gibt.

 


Am Rande:
Zum Ende der Loya Jirga berichteten afghanische Sicherheitskräfte, dass sie innerhalb der letzten zehn Tage mehrere terroristische Anschlagspläne festgestellt haben; und am Samstag vor eine Woche sind 13 Menschen durch einen Selbstmordanschlag in Kabul ums Leben gekommen…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen